Ein Herz so kalt Kriminalroman by Árni Thórarinsson

Ein Herz so kalt  Kriminalroman by Árni Thórarinsson

Autor:Árni Thórarinsson
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783426411155
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2011-08-01T22:00:00+00:00


Gegen sechs sitzt Ólafur Gísli bei einem anberaumten Treffen mit Ásbjörn und mir in der Kaffeeküche des Abendblatts. Der Spanienfahrer hat Tapasreste vor uns auf den Tisch gestellt, auf die ich noch weniger Appetit habe als gestern.

»Also«, sagt Óligísli, während er genüsslich sämtliche Tintenfischringe verschlingt. »Das Virkið liegt im Einsatzbereich der Kripo Reykjavík. Beamte der technischen Abteilung sind seit heute Morgen dort und untersuchen den Tatort. Als klar war, dass es sich um Mord handelt, wurden ein Gerichtsmediziner und ein Arzt hinzugezogen. Andere Kollegen haben die Leute im Virkið befragt, Ärzte, Krankenpfleger, weitere Mitarbeiter und Patienten, also alle, von denen man weiß, dass sie mit Victoria, oder Alberta, Kontakt hatten, seit sie vorgestern Abend eingewiesen wurde. Und dann werden natürlich noch weitere Personen befragt, die sie außerhalb des Virkið kannten. Das sind eine ganze Menge Leute, und das kann dauern.«

»Aber das Hauptaugenmerk richtet sich auf die Leute im Virkið?«, frage ich.

Er bejaht. »Es ist natürlich kein normales Krankenhaus, wo Angehörige, Freunde und andere Besucher ein und aus gehen können. Das Virkið ist eine abgeschlossene Institution, in der es aber trotzdem recht viel Verkehr gibt: Neue Patienten kommen, andere gehen, die Mitarbeiter haben Schichtdienst und so weiter.«

Ich werde langsam ungeduldig, beherrsche mich aber, ihm nicht ins Wort zu fallen.

»Der Leiter des Ermittlungsteams ist Polizeihauptmeister Jónas Pálsson, ein sehr fähiger Beamter.«

Ich mache Anstalten, zu protestieren.

»Aber ein furchtbarer Wichtigtuer«, fährt Ólafur Gísli fort.

»Was ist mit dem laufenden Betrieb?«, fragt Ásbjörn. »Wird das Virkið geschlossen, solange die Ermittlungen laufen?«

»Nein, das geht nicht. Es ist eine öffentliche Einrichtung des Gesundheitswesens. Die Patienten können nicht mitten in der Therapie nach Hause geschickt werden, und viele warten auf einen Platz. Aber den Tatort, das Zimmer der Frau, wo sie in ihrem Bett gefunden wurde, hat man abgeriegelt. Es wird eine Weile dauern, Spuren und Indizien ermittlungstechnisch zu analysieren. Ich schätze, zwei bis drei Tage.«

»Wie wurde der Raum vorgefunden?«

»Er wird nur ganz knapp beschrieben: Sie lag mit Verletzungen, die auf ein Verbrechen hinweisen, tot in ihrem Bett. Und jetzt fang nicht sofort an, auf der Todesursache herumzuhacken. Es scheint so, als wäre ihr Zimmer in aller Eile durchsucht worden. Da muss ein heilloses Durcheinander geherrscht haben.«

»Wonach mag da gesucht worden sein?«

Er zuckt die Achseln. »Das wissen wir nicht. Geschweige denn, ob das Gesuchte gefunden wurde. Die Patienten dürfen ohnehin nur das Notwendigste bei sich haben. Alles andere wird in Verwahrung genommen.«

»Wer hat sie entdeckt?«

Ólafur Gísli kaut schmatzend auf einer Hähnchenkrokette herum. »Das ist mir nicht bekannt«, sagt er mit vollem Mund. »Ich bin nicht über sämtliche Details informiert und wollte auch nicht weiter danach fragen. Die Kollegen in Reykjavík interessieren sich für die Akureyri-Geschichte, für Victorias Verbindung zu Pálína Halldóra, aber sie begreifen genauso wenig wie wir.« Er leckt sich die Finger ab. »Das ist wirklich köstlich, Ásbjörn.«

Ich finde, dass sein Appetit an Taktlosigkeit grenzt, aber dann fällt mir ein, dass Ólafur Gísli Victoria nie kennengelernt hat. Für ihn ist sie nur eine unbekannte Größe.

»Halten sich im Virkið nicht jede Menge Leute auf?«

»Doch, ich glaube, so an die hundertzwanzig.



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